Symptom oder Ursache?

Heute schreibe ich Dir mal einen sehr tiefgehenden Gedanken, denn oft beschäftigen wir uns nur mit den offensichtlichen, präsenten Dingen in der Hundeerziehung. Oft kommen verzweifelte Menschen zu mir ins Training, weil der Hund schlechtes, anstrengendes oder blödes Verhalten zeigt. Anspringen, Bellen, an der Leine ziehen, aber auch Beute (Spielzeug oder Futter) verteidigen oder Untersuchungsstationen mit den Zähnen beenden wollen.

Da schaue ich gerne erstmal auf das grundsätzliche Miteinander, denn meist liegt die Ursache ganz woanders.

Fehlende Grenzen und Regeln, der Hund wird so oft bespaßt, wie ER es einfordert oder der Hund kontrolliert seinen Menschen und auch alle, die mit ihm zu tun haben. Da kann der Mensch keinen Schritt machen ohne dass der Hund das registriert und mitbekommt, egal ob in der Küche beim Kochen, beim Duschen, aufs Klo gehen oder auf dem Sofa. Wo der Mensch hingeht, da ist auch sein Hund.

Sehen wir das ganze mal mit den Augen eines Hundes. Wer keine Grenzen und Regeln hat, darf alles, muss sich aber auch um alles alleine kümmern. Das ist für den Menschen so lange okay bis es blöd wird. Das ist dann das Symptom! Aber ist es nicht unfair den Hund erst alles alleine machen zu lassen und wenn es dann blöd wird soll er es auf einmal lassen? Oder die Sache mit dem Bespaßen. Der Hund bekommt immer das, was er will. Er bringt das Bällchen, es wird geworfen. Er bringt das Zerr-Seil und es wird gezerrt. Er signalisiert, dass er raus möchte und die Terrassentür öffnet sich. Er schmust sich ran und wird gekrault.

Wenn man immer alles bekommt was man möchte, dann lernt man nicht mit Frust umzugehen. Dann wird man empört, unwirsch und unfreundlich. Dann wird gebellt, angesprungen usw. Erst bekommt er alles und wenn es dann doch mal nicht passt wird der Hund blöd und dann soll er es lassen. Nicht fair, oder? Wenn ein Hund zum Kontrollieren neigt – und seien wir ehrlich: das tun die meisten -, dann schaut er erstmal im Kleinen, wer sich kontrollieren lässt. Wem kann man dauernd hinterherlaufen? Wer wehrt sich nicht oder bestätigt dieses Verhalten sogar über ein Lächeln oder ein liebevolles Streicheln? Und dann, wenn es blöd wird, der Hund kann schlecht alleine bleiben, kontrolliert am Gartenzaun oder bespringt den Besuch, dann soll er das auf einmal lassen.

Da lohnt es sich mal genauer hinzuschauen und an der Basis Dinge zu verändern. Dann erledigen sich viele Probleme von ganz allein. Wenn ich im Alltag das Verhalten und die Bedürfnisse meines Hundes verstehe und erkenne, kann ich besser agieren und das Verhalten meines Hundes in die richtigen Bahnen lenken.

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