Im Intensivkurs "Leinenführigkeit" kam diese Woche das Thema auf die Frage "Was bedeutet die Leine für Dich?" Und es war mal wieder sehr spannend, welche Antworten ich darauf bekam. Am Häufigsten hörte ich von den Teilnehmern die Worte "Kontrolle" und "Sicherheit". Zwei Schlagworte, die erstmal sehr vernünftig klingen. Beim genaueren Betrachten schwang da mehr oder weniger Verzweiflung mit. Hier ein paar Aussagen der Teilnehmer:
Kontrolle:
- Sonst ist der Hund außer Rand und Band
- Da macht der Hund sonst was er will
- Dann habe ich ihn im Griff
- Damit kann ich ihn lenken, wegziehen, ...
Sicherheit:
- Damit meinem Hund nichts passiert
- Damit mein Hund niemandem etwas tun kann
- Damit der Hund nichts anstellt
- Dann habe ich ihn im Griff
Es kam auch oft die Antwort "Ich hasse die Leine", "Ohne wäre es mir lieber", "Das ist Stress für mich und meinen Hund" und "Mein Hund findet die Leine doof".
Über diese Aussagen musste ich viel nachdenken, denn da hört man großen Leidensdruck und Sorgen heraus. Kontrollieren, absichern, sich nicht wohlfühlen in der Situation macht Stress und ein gestresster Mensch kann nun mal nicht so souverän führen, wie ein (einigermaßen) entspannter Hundehalter. Stimmungsübertragung, Körper(an)spannung und Sorgen sind alles Dinge, die der Hund sofort wahrnimmt und für ihn ist somit die Frage geklärt, wer denn heute in dieser Situation das Ruder übernimmt.
Du siehst, für die Leinenführigkeit braucht es nicht nur Technik... Es braucht oft auch ein Umdenken, ein Durchatmen und den Gedanken, dass es gut werden wird.
Ich möchte Dir heute einen Impuls zur gedanklichen Veränderung geben 😀.
Wie wäre es, wenn die Leine eine Verbindung schaffen würde, ein Gefühl von Miteinander, ein Sicherheitsversprechen von mir an meinen Hund und dafür im Gegenzug etwas Disziplin meines Hundes mir gegenüber?
Ich gehe gerne mit meinen Hunden an lockerer Leine und genieße es, wenn sie ab und zu zu mir hochschauen und im Gespräch mit mir sind. Ich biete ihnen an der Leine Sicherheit, trage die Verantwortung, z.B. in Begrüßungssituationen mit anderen Menschen. Bei mir wird kein Hund ungefragt angefasst oder gestreichelt. Aber auch in Hundebegegnungen regle ich, dass kein anderer Hund "Hallo" sagen kommt und es keine angespannte Schnüffelsituation an der gestrafften Leine gibt. Im Gegenzug erwarte ich Disziplin, kein hektisches Hin und Her von einer Schnüffelstelle zur nächsten (dafür gibt es den Freilauf ohne Leine oder abgesichert über eine Schleppleine). Kein Rumgepöbel an vorbeigehenden Hunden, kein aufgeregtes Begrüßen von anderen Menschen ohne meine vorherige Erlaubnis.
Trotz allem testen meine Hunde zu Beginn jedes Spaziergangs wer denn heute die Führung übernimmt und nach ein, zwei oder drei Leinenführigkeitsübungen (manchmal sind es auch mehr) ist das erstmal geklärt und wir können starten.
Entspannt - Miteinander - Im Gespräch
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